Wer eine Website betreibt, kann den Besucherstrom recht gut nachverfolgen. So auch beim Bloggen. WordPress hat vor einiger Zeit seine Statistik etwas aufgerüstet, aber es gibt Seiten, die weitaus genauer Auskunft geben. Eigentlich ist es fast erschreckend, was dort selbst der laienhafte Nutzer über seine Leser erfahren kann; Profis aber können noch tiefer graben – in Zeiten der NSA-Überwachungsskandale wird das keinen ernsthaft überraschen.

Wer aus welchem Kleinposemuckelsdorf auf mein Blog findet, wann er von welcher Seite eintrifft, wie viele Minuten er verweilt, wohin er weiter wandert, wie regelmäßig er vorbei schaut, welche Artikel und Kommentare er anklickt, ja selbst welchen Browser, welchen Internetanbieter er nutzt; seine IP-Adresse, sein Arbeitgeber, sein internetfähiges Gerät des Vertrauens – das alles würde mich weniger interessieren als die Schuhgröße unserer Bundeskanzlerin, sprich: nicht die Bohne. Wenn es da nicht vor über zwei Jahren diesen Zwischenfall auf meinem alten Blog gegeben hätte.

Damals wurde ein Brief mit kompromittierenden Inhalten aus den Tiefen des Blogs an meinen Chef geschickt. Selbstverständlich anonym. Eine fristlose Kündigung stand kurz im Raum. Mein Chef erwies sich jedoch als lebensweiser Mensch, der wenig später nur den Kopf schüttelte und mir sein Mitgefühl aussprach. Dennoch schloss ich das Blog und erstattete Anzeige. Läuft unter Stalking. Dankenswerterweise wurden mir von mehreren Seiten Tipps zugetragen. Doch irgendwie, irgendwann will man es gar nicht mehr so genau wissen. Denn der Mensch sollte Wichtigeres und Schöneres zu tun haben, als in solch stinkendem Morast rumzustochern, ich will das an nicht weiter ausbreiten.

Doch dann kam die Information, dass es von selbiger Stelle auch dieses Blog erwischt hat. Dass von denselben Argusaugen die Beiträge durchforstet wurden und jeder neue Eintrag penibel verfolgt wird.

Vielleicht ist es nachvollziehbar, dass mir mit diesem Wissen die Finger über den Tasten gefrieren. Dass mir der Spaß am Fabulieren vergangen ist. Leider ist es nicht möglich, IP-Adressen zu sperren, wäre ja auch Quatsch, denn gelesen werden kann von überall. Ich könnte das hier als geschlossene Gesellschaft betreiben. Möchte ich aber (erstmal) nicht.

Vorerst wird das Ding also weiter friedlich und in abgespecktem Zustand schlummern, bis meine Finger bis zur Schmerzgrenze kribbeln. Und dann werden wir schauen. Das wird sicher einige Fragen beantworten.

Noch eines: Danken möchte ich für die Kommentare und Mails mit den teils besorgten Nachfragen. Bitte sehen Sie es mir nach, dass ich nicht alle PW-Anfragen berücksichtigen konnte. Manches hab ich auch einfach verschusselt…

Das Leben läuft rund und bunt. Unsere Zipperlein sind nicht der Rede wert. Das neue Zuhause verwandelt sich Schritt für Schritt in eine wohnliche Behausung. Die Kinder werden groß, na sowas. Der Größte schoss binnen weniger Wochen über alle Köpfe. Das Mittelkind schimpft und dragonert herzallerliebst durch die Tage und palavert uns mundtot. Die Kleenste flitzt mittlerweile durch den langen Flur, schleppt ihre Schuhe und Jacke an und fordert Ausgang. Dafür allein könnte man sie knutschen, wenn es nicht Sonntag früh um sechs wäre. Wir Großen (bzw. Alten) sind etwas geschafft und allzeit müde, aber insgesamt guter Dinge. Neulich waren wir im Kino. So ganz ohne Kinder. Im kleinen Kino um die Ecke, wo man nur zwischen zwei Filmen wählen kann. Herrlich war’s, auch wenn wir vorsichtshalber den Film ab 6 anschauten. Mehr Aufregung braucht kein Mensch.