Beim dritten Kind ist man mit vielen Wassern gewaschen. Aber es gibt immer noch was Neues, damit der Alltag nicht allzu langweilig wird.
„Das Kind hat sich Knete in die Nase gestopft und wir können sie kaum noch sehen“, sagt die Erzieherin am Telefon. Mein Arbeitstag ist noch keine zwei Stunden alt, die Tage, die ich in diesem Jahr wegen nicht enden wollender Kinderkrankheiten an meinem Schreibtisch verbringe (der sich unter der Arbeitslast biegt), kann ich an zwei Händen abzählen.
Nun also: Blaue Knete in der Nase. Wo lernt ein zweijähriges Kind solchen Mist? Ich will es nicht recht glauben und hake nach. Man hätte versucht, das Zeug raus zu bekommen. Man hätte gemeinsam mit dem Kind geschnaubt. Und was tut es? Es zieht die Knete hoch wie Rotze. Leider würde man sie jetzt kaum noch sehen im Nasenloch.
Ich könnt kotzen.
Mein Rechner brummt, die Stapel vor mir stapeln sich, ich weiß nicht, an welchen zuerst ran – und das Kind schnüffelt Knete.
Ich versuche den Freund zu erreichen und habe so wenig Glück wie der Kindergarten.
Resigniert verlasse ich das Büro. Auf der Heimfahrt grüble ich, wo denn die Rotze beim Hochziehen landet. Ich versuche mir diesen Weg für blaue Knete vorzustellen. Das Zeug landet ja schließlich nicht in Magen und Klo, das ist leider nicht die Verdauungsautobahn.
Im Kindergarten empfangen mich ein sehr fröhliches kleinstes Mädchen und drei ratlose Erzieher. Ich sah mich schon auf dem Weg ins Krankenhaus, aber vielleicht versuchen wir es doch erst bei einem HNO in der Nähe. Von der Knete ist rein gar nichts mehr zu sehen und das Kind strahlt. Knete? Welche Knete?
Freitag nach elf sieht es ziemlich trübe aus in einer Facharztpraxis. Tatsächlich platzt das Wartezimmer aus allen Nähten und die Sprechstunde endet in wenigen Minuten. Ich schildere den Notfall und das brave Kindchen heult wie auf Kommando los. Zwei Minuten später ruft uns eine ausnehmend freundliche Ärztin ins Sprechzimmer. Mit allerlei Gerätschaften inspiziert sie das Näschen, ich muss den brüllenden Kopf ganz still halten, während sie zwei erbsgroße Brocken blauer Knete heraus zieht.
Was wäre wenn?, frage ich voller Dankbarkeit die Ärztin. Im Schlaf wäre die Knete wahrscheinlich in die Luftröhre gerutscht und dann möglicherweise in die Lunge gewandert. Was das bedeutet hätte, will ich gar nicht mehr wissen.
Zur Belohnung darf das kleinste Mädchen sich beim Bäcker ein Brötchen aussuchen, es ist Mittag. Und es darf noch einmal zurück in den Kindergarten. Damit ich noch einmal… ach lassen wir das.
mailpro sagte:
Ja, Kinder erkunden die Welt.
Und da gehört Knete zu schnupfen wohl auch dazu.
Schön, dass es so gut ausging.
Ich wünsche ein gute Wochenende ohne weitere Zwischenfälle!
(…aber selbst beim fünften Kind kommen immer wieder neue Überraschungen!)
Clara auf Fotopirsch sagte:
Da wäre mir auch die muffe gegangen. Gut, dass noch eine hno- ärztin da war
Seifenfrau sagte:
Hallo, du bist noch da!
Meine Tochter (jetzt 28) hat sich als Kleinkind mal eine Holzperle in die Nase geschoben. Die saß fest und war als Knubbel von außen zu spüren. Ging nicht raus.
Als ich dann vom Krankhenhaus sprach, musste sie so arg weinen, dass die Perle durch den Nasen(schnaub)druck nach draußen befördert wurde. Uff.
Sachen machen Kinder!
Dir und Euch wünsche ich alles Gute! ♥
(Du hast gerade noch rechtzeitig gebloggt – wollte in Kürze meine Blogroll von Blogleichen – sorry…- entrümpeln.)
😉
Gabriela sagte:
Ich nehme dich mal einfach in den Arm und sage dir so am Rande, wie riesig ich mich darüber freue, wieder von dir zu lesen. Alles Liebe, Gabriela
Frau Tonari sagte:
Puh, das ging ja gerade noch mal gut. Später wird man über die Story lachen und bei anderen Albernheiten von „Knete in der Birne sprechen“. 😉
(Fein, fein, dass mein Feedreader heute einen Vierachtel-Piep von sich gab.)
cloudette sagte:
oh, das ging gut, ein Glück! Wir hatten das hier kürzlich auch, allerdings mit Krankenhaus und Vollnarkose (auch wieder alles gut). Schön, von dir zu lesen!
Tante Emma sagte:
Ach Du Scheisse! Gott sei Dank ging das gut aus!
Und den Arbeitsstress bzw den Spagat, den Du versuchst, empfinde ich Dir nach.
Freue mich über das Lebenszeichen, es hätte aber auch gerne was mit weniger Drama sein können… ❤
Elisabeth J.S. sagte:
Oh weh, es war aber gut, dass Du zum HNO gefahren bist. Bei meinem Sohn hat das damals keiner gemerkt, und als es auffällig wurde musste unter Vollnarkose das nicht mehr zu erkennende Teil aus der Nase geholt werden.
Auf der Heimfahrt von der Klinik hat er sich dann ein Papiertaschentuch ins Nasenloch stopfen wollen … oh, da war ich ernsthaft laut!
Ich wünsch Dir eine ruhigere Woche und einen Schreibtisch der leerer wird.
Elisabeth
frausiebensachen sagte:
ich dächte, wenn was in die lunge kommt, löst das einen starken hustenreiz aus.
schön von dir zu lesen!
ich wünsche dir gute nerven, ruhige arbeitszeit und einen schönen frühling!
Inch sagte:
Oh Gott! Ich kenne das. Bei der Grpßen war es Staniolpapier. Wir haben es erst am nächsten Morgen gemerkt. Zum Glück saß das Kügelchen fest, verursachte Nasenbluten und eine dicke Schwellung an der Nasenwurzel.
Mara sagte:
Ohnein! Und wie gut, dass es noch gut ausgegangen ist.
Es ist total schön, wieder etwas von euch zu hören.
Einen ganz lieben Gruß,
Mara