Heute Abend war ich zur „Scheidungsfeier“ einer Freundin eingeladen, meiner Alibifreundin, falls sich jemand erinnert. Als die Einladung kam, drängte ich es weg. Eine Scheidung. Feiert man das? Natürlich weiß ich um die Ehe, natürlich weiß ich als Freundin, dass er nicht viel taugte. Lange fragte ich mich (und manchmal sie), wie sie das aushalte. Kinder, Studium, Arbeit und einen Taugewenig. Aber dann kam dieser andere Mann, und alles schien plötzlich wunderbar. Neue Liebe, neue Wohnung, neue Zukunft. Die Scheidung zog sich Ewigkeiten hin. Aber feiern? Als Unverheiratete kann ich da schlecht mitreden. Eine Scheidung besiegelt eine Trennung. Dass Kinder im Spiel sind, macht die Sache nicht fröhlicher, finde ich.
Heute habe ich ihr abgesagt. Gar nicht wegen meiner, möglicherweise anachronistischen, Irritation. Auch nicht, weil das kleine, lustige Mädchen eine leichte Magen-Darm-Verstimmung hat und etwas jammerich rumläuft.
Ich bin nicht salonfähig. Mein Loch im Kopf blutet immer noch und ich musste heute beinahe stündlich das Pflaster wechseln. Und jeder, wirklich jeder, dem ich über den Weg lief oder der in mein Büro tappelte, stellte die gleiche dumme Frage. Eine Auswahl meiner Antworten: Berlin halt, bin U-Bahn gefahren, Veilchen vom Freund, Sport übertrieben, Laterne im Weg, Fett abgesaugt, bla bla. Selbst mit einem (Kopf)Tuch könnte ich das Pflaster nicht verdecken. Die kosmetischen Folgen hatte ich vorher völlig unterschätzt bzw. gar keinen Gedanken dran verschwendet.
Ich freue mich auf Montag, auf den Termin mit dem Vorstand. Könnte mir noch eine Augenklappe besorgen. Das macht ein Kostüm dann wirklich obsolet. Charmanter Gedanke.
Frische Brise sagte:
Huch, Du Ärmste! In der Apotheke gibts Blutstiller, vielleicht hilft das. Gute Besserung!
Ich habe meine Scheidung auch gefeiert damals. Nach j a h r e langer Verzögerung war ich einfach so froh, dass ich damit durch war.
Frollein Enerim sagte:
Ich empfehle blutstillende Watte, hab ich immer auf meine Einstichstellen von den Thrombosespritzen gelegt.
Fibrim hab ich zum Glück keine sichtbaren, aber Atherome, also Grießknoten auf dem Kopf, jetzt wo du vom Lasern geschrieben hast, überlege ich wieder ob ich sie mir weggmachen lassen.
Gruß vom Frollein
mailpro sagte:
Für Paare kann eine Scheidung eine gute Ent-Scheidung sein. Und wenn das beide so erleben, dann sollen sie das ruhig bewusst feiern. Scheidung kann für jeden Menschen ganz unterschiedliche Hintergründe haben, für manche auch regelrechte Abgründe.
Es gibt aber auch viele Paare, für die ist der Scheidungsprozess (nicht der Gerichtstermin sondern der Vorgang bis dahin) ein richtig hässlicher Krieg, der nicht einmal mit der gerichtlichen Scheidung endet.
Ich kenne Menschen, die sich als Paar getrennt haben, sich scheiden ließen und jetzt immer noch (manchmal erst recht ab jetzt) gute Freunde sind.
Ich kenne aber auch Menschen, die sich scheiden ließen, und die nach Jahren immer noch nicht adäquat miteinander umgehen können.
Das ist so unterschiedlich, wie wir Menschen unterschiedlich sind.
Mediatoren wirken bei Scheidungsauseinandersetzungen darauf hin, dass der Gesprächsprozess versachlicht wird. Trotz aller dahinter stehender Emotionen kann das Paar dann so besser über seine Zukunft verhandeln. Vor allem auch deshalb, weil ein guter Mediator immer darauf achten wird, dass beide gleichberechtigt berücksichtigt werden. Wenn das dann zufriedenstellend gelungen ist, ist eine bewusste Feier, wie auch immer gestaltet, angebracht und sinnvoll.
mayarosa sagte:
Ach du arme. Ich wünsche schnelles Verheilen – aber die Augenbinde für den Vorstand, die hat was – irgendwo zwischen Karneval und Piratenpartei 😉
morgenrot sagte:
„Scheidung feiern“ hört sich so nach Prosecco, Häppchen und Party an. Ich weiß nicht, ich habe ein Problem damit. Sich trennen bedeutet immer Schmerz egal wie einvernehmlich es abläuft und für Kinder das Auseinanderbrechen einer Familie egal wie wenig Familie es vielleicht gab. Einen Augenblick innehalten, Luft holen und sich leichter fühlen, ja, und das gerne auch mit einer Freundin zusammen… Schönes Wochenende wünsche ich dir.
Brigitte sagte:
Ich weiß noch, dass ich das sehr merkwürdig fand, als eine Mitarbeiterin erzählte, sie hätte mit ihren Freundinnen „Scheidung gefeiert“, sehr komisch hat mich das berührt.
Freunde von uns, die seit 20 Jahren geschieden sind, gehen immer am Jahrestag der Scheidung zusammen essen. Und er war auch kürzlich auf ihren runden Geburtstag eingeladen. Gibt es also auch.
Ich hoffe, dass die Lütte wieder fit ist und du aufgehört hast zu bluten. Das mit der Fragerei kenn ich andersherum: ich hatte mal eine neue Gesichtscreme ausprobiert und habe allergisch darauf reagiert: roter Streifen quer über das Gesicht. Es sah aus, als hätte mich jemand geschlagen. Kein Mensch hat gefragt, wie es passiert ist, alle schlichen nur mit scheuen Blicken um mich herum. 🙂
Liebe Grüsse und ein schönes Wochenende!
Silke Schmidt sagte:
Es liegt an der Betrachtung der Dinge,ob man Etwas feiert oder anders damit umgeht.Wenn man die Gefühle eines Anderen damit nicht (bewusst ) verletzt,
feiert man vielleicht einfach nur den Beginn von etwas Neuem und damit die Chance ,dass es jetzt gut geht mit der nächsten Beziehung.Die Trennung ist doch meist längst vorher abgeweint und vollzogen.Es gibt ja auch Trauerfeiern,die ganz unterschiedlich begangen werden.
Inch sagte:
Mit Scheidung feiern hätte ich ein Problem. Schließlich ist das ja Ausdruck eines Scheiterns. Und warum soll jemand feiern, dass er gescheitert ist? Ich hab meine Scheidung nicht gefeiert, auch wenn ich froh war, als sie durch war
Anwalt für Familienrecht Stuttgart sagte:
Natürlich erscheint es zuerst befremdlich eine Scheidung zu feiern. Doch diese kann auch ein Befreiungsschlag sein. Im Endeffekt ist es eine Frage des Betrachtungswinkels.
So wird der Tod in Mexiko ganz anders zelibriert wie in unseren Gefilden, was nicht heißt das die eine oder andere Art falsch ist, sondern einfach nur anders.
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